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Hier erzähle ich vom Erleben im Klang und dem Sein dahinter.

Ich erzähle, was ich im Zusammenhang mit den Selbsterforschungen im Stimm-Klang erfahren durfte. Und auch noch von diesem und jenem, was sich dazufügen mag.

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Sprach-Gestaltung

2. September 2014

Wir sprechen, um unserem Gegenüber Informationen zu geben. Wir erheben die Stimme, um uns durchzusetzen. Wir klingen mit der Stimme, um gehört zu werden. —  Wenn unsere Stimme einmal aufgenommen wurde und wir sie dann hören, mögen wir ihren Klang? Hören wir uns selbst, während wir sprechen? Fühlen wir die Vibrationen unserer Stimme? Spüren wir die Mundbewegung um Konsonanten und Vokale? Bemerken wir, wie wir mit den Mundwerkzeugen umgehen? Da sind die Zunge, die Lippen, der Gaumenraum, das Kiefergelenk – ja, das Sprechen wirkt sogar bis in die Haltung von Hals und Schultern hinein. —  Das Sprechen, die Sprachbewegung ist uns so unglaublich nahe! So nahe, dass wir meistens vergessen, dies wahrzunehmen. Wie wertvoll ist uns diese Nähe? Die Nähe zu dem, was wir sagen und wie wir Silben und Worte bewegen?

Die Sprache in ihrem Bewegungsverlauf kennenzulernen, dient dazu, genauer zu artikulieren. Der Stimmklang wird runder und bekommt mehr Resonanz, wenn wir lernen, die Vokale, Konsonanten, Silben und Worte bewusster zu gestalten. Die gespürte Beweglichkeit im Sprechen macht aber auch einfach Spaß. Wir brauchen bloß kleine Kinder zu beobachten, wenn sie entdecken, dass es aus ihrem Mund heraus: KLINGT! 

In jeder Stimme verbirgt sich dazu noch ein besonderes Klanggeheimnis: die mitschwingenden Obertöne. Sie sind ein Naturgesetz des Klanges und in jeder Stimme vorhanden. Ganz ohne sie gelänge es uns nicht, Vokale zu hören, geschweige denn zu sprechen. Mit einer bestimmten Technik ist es möglich, die Obertöne einzeln herauszufiltern. Diese Oberton-Technik übt – neben anderen wunderbaren Wirkungen auf Körper, Geist und Seele – die Mikromotorik von Zunge und Lippen. Damit wird die Artikulation in der Sprache freier und vielschichtiger und die Stimme bekommt mehr Strahlkraft.

Den tiefsten Zugang zu den Obertönen in der Stimme und damit auch gleichzeitig zur Sprache erlebte ich in der „Hör-Kunst“, methode Francois Louche, Lyon, Frankreich, dessen Arbeit den Forschungen von Alfred Tomatis über „Klangwelt Mutterleib“ folgt. Ich lernte die Vokale und Konsonanten mit dem Klang der Obertöne zu formen und dabei auch noch den eigenen Knochenklang als Resonanzraum zu erforschen. Dies führte zu einem tiefen Verständnis der Psychomotorik in Stimme und Sprache. 

Wie heißt es so schön von Gerold Baier, dem Professor für Nichtlineare Dynamik in Sao Paulo: „Der Körper erschafft sich sein Gehirn, indem er lernt, sich zu bewegen.“ – Zitat aus „Rhythmus – Tanz in Körper und Gehirn“.

Die Entdeckungen, die wir mit dem Klang unserer eigenen Stimme und der Art zu sprechen, machen, geben der beruflichen Selbstdarstellung eine breiter aufgestellte Qualifikation und können darüber hinaus sprudelnde Quellen an Lebensfreude sein. Für einen selbst und für das Gegenüber.


Schallwellen im Mutterleib

Juli – August 2014

In den neun Monaten unseres körperlichen Werdens entwickeln wir uns durch verschiedene Stadien der Hör- und Fühlfähigkeit. Bereits während der Zeit in unserer Mutter ist es uns möglich, Töne wahrzunehmen. Besonders tiefe Töne sind laut der Fachzeitschrift ‚Audiology and Neuro-Otology‘ für Babys zuerst fühlbar und dann auch gut hörbar. Mit folgendem Selbstversuch kannst du eine Ahnung davon bekommen, was und wie wir als Babys im Mutterleib hören: Lege dich gemütlich in eine volle Badewanne. Tauche mit dem Kopf nur so weit unter, dass sich Ohren und Kinn unter der Wasseroberfläche befinden. Dann beginne melodisch zu summen und zu brummen. Vielleicht kannst du auch einige Worte formulieren. So ähnlich fühlt und hört auch das Baby die Worte der Mutter. Wenn du zusätzlichObertöne im Mund intonierst, wirst du auch von diesen feinen und hohen Tönen in deiner Stimme eingehüllt sein. Siehe auch: http://familista.de/geburt/wie-uns-unsere-stimme-heilt/


Zwei Haikus

 – am Ferchensee, 9. Mai 2014:

Waldesrhythmus – Herz,
Vogelstimmenechoraum.
Schwirrende Stille –

Der Haubentaucher
schiebt den Kopf nach vorn, nach hint.
Er schnarrt. Der See klingt –


Sprache klingt

30.03.2014

Jedes Stimmbild, das ich mit dem Stimmgerät während einer Stimm- und Grundtonanalyse aufzeichne, gleicht einem Sprachklang-Raga: Die Töne zeigen eine Melodie, eine Sprachklang-Melodie. Leider schenken wir diesem Aspekt unserer gesprochenen Sprache wenig Beachtung. Wir hängen uns am Inhalt auf und vergleichen die mit den Worten gegebenen Informationen. Je informativer, desto faxgerät-artiger wird der Austausch. Dass jemand melodiös spricht, fällt uns in der Regel dann auf, wenn jemandes Deutsch nicht ihre oder seine Muttersprache ist und ein mehr oder weniger anmutig wirkender Akzent in der Redeweise anklingt.

Ich finde es schade, wenn wir die Sprache und damit die Stimme wie ein Fax-Gerät benutzen: Nur, um Infos zu transportieren. Wir könnten das In-Form-Bringen, diese Luftbildhauerei von Stimme und Sprache noch ganz anders begreifen: Um herauszufinden, was mit „dem lebendigen Wort“ gemeint ist, was es mit „dem Fleisch gewordenen Wort“ auf sich hat und was „am Anfang war das Wort“ für jeden Einzelnen bedeutet. Könnte es sein, dass jeder Mensch für sich eine Art Hör-Wort-Klang-Evolution in seiner Verkörperung und seelischen Entwicklung durchläuft? Vom Urknall bis zur eigenen Weltraumsymphonie?

Wir alle haben schon erfahren, wie verletzend Worte sein können. Sie können Lebensfreude verbannen und verjagen. Dem gegenüber kennen wir das Wohltuende eines schön und klangvoll gesprochenen Textes, einer Erzählung oder herzerfüllter Gebete. Der Vagus-Nerv, der sich durch den ganzen Körper zieht, merkt und reagiert. Wenn wir die Stimme erheben, ist er beteiligt. Wenn wir hören, ist er beteiligt.

Er erlebt das Gesprochene als etwas, das den Körper, in dem er lebt, formt. Auch wenn wir zu jemand anderem sprechen: Wir sind es zu allererst, die vom Klang der eigenen Stimme und damit auch vom Inhalt berührt werden. Wenn wir mit diesem Wissen und dieser Aufmerksamkeit sprechen, klingen, singen, werden wir Worte und Melodien finden wollen, die uns auf gute Weise in Form bringen. Worte, die uns lebendig machen. „Wahrheit, Schönheit, Gesundheit, Glück und Licht“ als Mantren gleiche Worte in den Raum geflüstert, lassen erleben, dass der Raum um uns herum Ohren hat und mithorcht. Da gibt es ein subtiles Echo, eine Antwort aus dem Äther. Die Atmosphäre klärt sich. Die Luft wird merklich lebendig.

Es gibt eine interessante Übung aus der Hör-Kunst, methode Francois Louche. Man spreche einen Satz, horche und wiederhole anschließend die eigene Sprachmelodie: Aber nur auf La-la-la … Auf diese Weise öffnet sich das Ohr der eigenen Tonskala in der Sprache. Außerdem erkunden und vertiefen wir damit unser Hörgedächtnis. Wir kommen dem auf die Spur, was in uns nachklingt. Dem, was von uns selbst einmal in Klang gebracht wurde und dem, was der Körper vom frühesten körperlichen Werden im Raum der Mutter als erinnerte Klangspur noch in sich trägt.


Töne fühlen

20.03.2014

Können wir Töne fühlen? Und wenn: Wie können wir Töne fühlen? Und: Warum können wir Töne fühlen?

Anfang der Neunziger Jahre spielte ich zum ersten Mal auf einem chinesischen Gong. Meine trommelnden Schläge versetzten die vor mir hängende Metallwand in Schwingung. Ich ließ den weichen Schlegel abebbend und aufflutend pulsieren. Es war mir wichtig, die Töne aus dem Gong nicht herauszuhacken, sondern die von mir hervorgerufenen und mir antwortenden Schwingbewegungen möglichst feinsinnig zu erwidern. Hand bewegen und Hören verwob zu einem Gestus. Stille und Klang wechselten sich ab. Immer intensiver wurde das Gefühl, in den Klang hinein und in ihm herum zu schwimmen. Ja, irgendwann war da nicht einmal mehr ein „ICH schwimme“. Mein Hören wurde selbst: Das Schwimmen. Mein Gehör wurde zur Welle im Wasser des mich umspülenden Klangs. Da war keine getrennte Wahrnehmung von Klang, Ton, Schwimmen, Hören. Alles war Klang, alles war Ton, alles war wellend. Die wabernden Schwingungen des Gongs, der über 2 Meter Durchmesser hatte, durchflossen mich. Sie lösten jede Differenzierung zwischen Hören, Gehörtem und Hörendem auf.

Im Mutterleib sind wir ein bisschen Fisch. Wir bewegen uns mit den Wassern. In der Interaktion zwischen Bewegt-Werden und Sich-Bewegen bildet sich der Gleichgewichtssinn. Wir schwimmen in einem Menschen und dessen Bewegungsrhythmen. Sich daran ohr-ientierend entwickelt sich die Form unseres Körpers. Der Gleichgewichts-Sinn und das Fühlen der Raumrichtungen lässt unseren Tast-Sinn entstehen: wie Fische spüren wir mit der Haut. Fische fühlen-hören-beantworten die Klang=Bewegung des Wassers mit den Kiemen. Was bei den Fischen die Kiemen bleiben, wird bei uns zu Ohren. Schließlich wollen wir später einmal an der Luft hören können und unsere Töne in die Luft fliegen lassen. – Während unserer körperlichen Evolution im Universum des Mutterleibs entwickelt sich im 4. bis 5. Monat die Cochlea. Jetzt erst wird „das Hören=Fühlen zum Ton“. Nun ist ein Ohr-gan da, das noch feinere Beweglichkeiten, nämlich die Vibrationen des Sounds der mütterlichen Stimme und ihres Körpers als Töne entschlüsseln lernt. Wir leben also eine Zeitlang ganz in der Einheit von Fühlen und Hören. – Der Sinn für diese Einheit wird später, wenn wir an der Luft leben, verloren gehen, wenn da keine Fühlung um uns herum vorhanden ist, die Körper und Sinne an das frühe Sein erinnert. Wir können aber die Stimme so benutzen lernen, dass sie in den Knochen vibriert: Er-innernd. Über das Resonieren in den Knochen wurzelt dann die Stimme und damit die Seele im Körper.

Unseren Schädel können wir gleichsam als Klangschale erleben: Wir schlagen ihn an mit unserer Stimme. Wird er schön durchschwungen und eingestimmt auf die Frequenz der Seele, macht das den Kopf hell und hinderliche Gedankenknoten lösen sich auf. Hören, Klingen, Beantwortet-Werden fließen dann frei ineinander und umeinander, in die Welt hinein und von der Welt herbei. … Ich Bin Klang …

Die Knochen im Körper können das sein, was für mich der Gong – noch außerhalb von mir – als initiierendes Erlebnis war.


Indische Ragas und ihre Wirkung

13.03.2014

 „Ein Raga ist das, was den Geist färbt.“ So drückte ein indischer Musiker aus, was einen Raga ausmacht. Ragas sind Tonskalen, deren verschiedene Intervalle jeweils eine bestimmte Wirkung und Bedeutsamkeit beinhalten. Aus ihnen erwachsen Melodien und Kompositionen, die verschiedenen Tageszeiten, Jahreszeiten oder auch Witterungsverhältnissen und sonstigen Stimmungen gewidmet sind. Pflanzengleich ranken sie sich um einen Grundton herum und wachsen klingend aus ihm heraus. Unser vegetatives Nervensystem reagiert über den Hör-Fühlsinn auf die jeweilige Wirkkraft von Intervallen und Tonmustern eines Ragas. Man könnte sagen, unsere innere Pflanzenwelt beantwortet das dargestellte Wetter einer Melodie. Da gibt es Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Da gibt es sonnige, heiß brennende oder verregnete, trübsinnige oder auch weich wehende Stimmungen. 

Das Hören eines Ragas gleicht einer Wanderung durch die Klangnatur der Töne. Die Wege durch eine Landschaft sind schlängelig oder gerade, sie erfordern ein nach oben steigen oder einen Sprung nach unten. Wenn man um die Wirkung der Töne und ihres Intervallverhaltens zueinander weiß, ist es möglich, sie gezielt einzusetzen, um Gestimmtheiten hervorzurufen und zu verwandeln. In der indischen klassischen Musik ist das Wissen um die spirituelle Kraft der Musik eine Jahrtausende lang erforschte und erprobte Wissenschaft.
Es ist möglich, vom individuellen Grundton einer jeweiligen Person ausgehend, Körperzonen oder –punkte klanglich zu berühren, um ein emotionales oder körperliches Symptom zur Auflösung und Heilung zu bringen. Mit der entsprechenden Intention kann jede Melodiefolge zum Raga werden. 
Uns westlichen Menschen schenkt das Wissen um die Wirkung von Tönen und Intervallen einen neuen Zugang zum Körperhören und –fühlen. Damit können wir uns tieferen Verständnisebenen gegenüber allem vegetativen Werden und stimmungsmäßigen Ausdruck des Lebens öffnen.


Die Wirkung musikalischer Klänge und Mantren

09.03.2014

Piepsen, poltern, säuseln, singen, rufen, wispern, brüllen, stottern, flüstern, murmeln, schnattern, babbeln, donnern, grollen, flöten, schlurfen, tschilpen, zwitschern … Wenn wir diese Worte hören, hat jedes eine bestimmte Wirkung, jedes ruft ein bestimmtes Gefühl in uns wach und wir können uns einen Klang vorstellen, der zu dem jeweiligen Wort passt. Die inneren Hörbilder dazu können etwas Hohes, etwas Tiefes, etwas Spitzes oder Breites an sich haben … Bei manchen Worten erleben wir eine Art Weite und Entspannung, bei anderen Enge und Dünnheit, bei weiteren Schwere oder Aggression. Das Körperbewusstsein erinnert sich an etwas Gehörtes und im Zusammenhang damit an Gefühle. Die taube Musikerin Evelyn Glennie hat es mit folgendem Satz so schön zum Ausdruck gebracht: „Hören ist nur ein Art des Fühlens“.

Klang wirkt sehr direkt. Er erreicht uns auf einer nicht intellektuellen Ebene, auf der Ebene des „unconditioned mind“, auf der Ebene des nicht konditionierten Verstandes. Vemu Mukunda (Wissenschaftler, Begründer der NadaBrahma-Stimmanalyse)) umschrieb diese Ebene mit „pure and primitive level“. – Das reine Hören wie auch das reine Fühlen erleben wir schon im Mutterleib. Es gehört zur Evolution unseres körperlichen Daseins. Im Gehirn wird diese Bewusstseinsschicht dem Thalamus bzw. dem limbischen System zugeordnet. Wenn wir dann auf der Welt sind, spüren wir, ob uns eine Stimme sanft in den Schlaf wiegt und ruhig atmen lässt oder ob sie atemlos und hektisch aufwühlt und empört.
Wir kennen Musik, die uns beruhigt, wir kennen Musik, die uns aufregt, auch ohne dass wir uns vom Verstand her darüber Rechenschaft ablegen. Auf dieser Ebene des reinen Hör-Fühlens wirkt musikalischer Klang und wirken Mantren.

Mantren sind Gebete, die sich aus Silben, Worten oder/und Sätzen zusammensetzen. Wir können sie als eine Art Klang-Sprache begreifen. Es ist nicht nötig und auch nicht immer möglich, ihren Bedeutungsgehalt wortwörtlich übersetzt darzustellen. Wichtiger ist, dass wir ein Begreifen aus dem „unconditioned mind“ entwickeln. Wenn wir die Mantren dann in Wiederholung und Wiederholung erfahren, zeigt sich über das Körper-Seele-Geistgefühl die Wirkung: Ein erweitertes Bewusstsein, eine erweiterte Aufmerksamkeit gegenüber dem Leben an sich.
Mantren und Töne können uns daher helfen, Bewusstseinswelten jenseits des Intellekts kennen zu lernen und nonverbal, hör-fühlend zu verstehen. Je tiefer und vertrauensvoller wir uns auf diese Welten hinter dem Verstand einlassen, desto intimer erfahren wir die Frequenz der Seele und den Platz, den sie inmitten des sich ausdehnenden Urknalls, inmitten der Schöpfungs-Symphonie einnimmt.


Materie

17.02.2014

Materie ist geronnener Klang. Wie Wasser erfährt der Klang der Schöpfung verschiedene Zustände. Beim Wasser gibt es Dampf und Aufgelöstheit. Danach Regnen, Fliessen, Weichheit und im Frieren Härte und Festigkeit. Die zunächst aus der Stille tretende Beweglichkeit des Klangs dehnt sich aus, wird Raum und Weite. Dieser werdende Raum lässt immer mehr an Klang zu. Die sich darin entwickelnden Töne interagieren. So kommen Ballungen und Wolken zustande. Diese werden dichter und schwerer. Und in der Schwere – nach unten hin -werden sie langsamer. Im Gesamtklang oder Urknall bilden sich gleich schwingende Felder und stehende Wellen. Diese sind Formen. In ihrem Innersten bewegen sich – schnell und hoch – Atome, Strings und subatomare Partikel. Die Materie, jedes Materieteil hat ein sich zur Form bedingendes Schwingungsmuster. An der Oberfläche ist die Bewegung langsam zur Definition und Begrenzung der Form. In der Tiefe und im Innersten vibriert es um den Ursprung, den Anfang, die Stille, das Nichts, im Sanskrit Nada Bindu genannt. Mater-ie: Ist die Mutter (lateinisch). Das Nichts in Ihr ist Schoß. Ist schwingungsbereiter Raum, der durch einen neuen Impuls, eine Botschaft, einen klingenden Angelus neue Formen gebären kann.


Zwischen Ton und Klang kann unterschieden werden.

10.02.2014

Töne, die dieselbe Tonhöhe haben, können nichts desto trotz verschieden klingen. Sie können sich in unterschiedlichen Klangfarben äußern. Das C einer Orgel hat einen anderen Klang als das C einer Geige. Das Klangbild oder der Klang-raum eines Tones wird bestimmt durch die unterschiedlich mitschwingenden Ober-, Natur- oder Partialtöne. Diese sind reine Sinuskurven und allerfeinste Schwingungsmuster in der Frequenz des Tones. Eine depressive Stimme zum Beispiel ist obertonarm. Eine spitze aufgeregte Stimme benutzt die höheren Partialtöne. Ebenso bedingt der den Ton umgebende Raum dessen Klang. Manche Räume klingen dumpf, andere kalt und hart. Welches nahezu unbeschreibliche Glück stellt es für Sänger und Sängerinnen dar, in einem weiten und hohen Raum wie z.B. einer gotischen Kirche zu singen, wo der Stimmklang sich ausdehnen darf, wo er mühelos in die Höhe getragen wird, wo der Raum selbst Mut zur seelischen Größe gibt. Die Forschungen von Alfred Tomatis, dem französischen HNO-Arzt, besagen, dass sich nach der Empfängnis das Innenohr als erster Sinn im werdenden Körper bildet. Dies geschieht noch vor dem ersten Herzschlag. Zunächst entsteht der Gleichgewichtssinn oder Vestibularapparat, durch den sich Bewegung und Tastsinn erfährt. Dann, zwischen dem 4. und 5. Monat entwickelt sich die Cochlea, die Hörschnecke, die Beweglichkeiten in Töne aufschlüsselt. Nun erst „wird Hören zum Ton“. In jedem Ohr-ganismus ist Bewegung und Klang auf das Tiefste verbunden. Fühlen, bewegt werden und hören ist eins. Fühlen, sich bewegen und klingen ist ebenfalls eins.


Was ist Klang?

01.02.2014

Etwas beginnt zu klingen. Wind kommt plötzlich auf. Die Blätter am Baum rascheln. Das Holzscheit fängt Feuer und knistert vor sich hin. Kurz bevor die Sonne aufgeht, erheben die Vögel ihre Stimmen. Das Meer rauscht. – Aus Stillstand entsteht Bewegung. Der Klang erhebt sich aus der Stille. – Es gibt so großräumige oder kleinräumige Bewegungen, dass sie vom menschlichen Ohr nicht als Klang entschlüsselt werden können. Und doch: Jede Bewegung ist von irgendeiner Ebene her erfahrbarer Klang und jeder Klang ist eindeutig mit Bewegung verbunden. Klang ist Schwingung. Die Symphonie der Planeten schwingt um uns herum. Wir schwimmen mit im sich stetig erweiternden Sound des Urknalls. Jedes kleinste Molekül wispert seinen Ton und stimmt sich ein in den Gesamtklang des Ohr-ganismus. Für mich sind die aufregendsten Momente in der Musik, im Hören als auch in der Ausübung, das Anklingen und Verklingen der Töne. Damit erleben wir ganz direkt: aus dem Nichts entsteht Etwas. Und das Etwas vergeht wieder ins Nichts. Fast jeder kennt die alle Sinne erfüllende Aufmerksamkeit, wenn ein Lied, ein Instrument oder ein ganzes Orchester die letzten Töne immer leiser werdend in das Lauschen der Zuhörer webt. Die sich öffnende Stille erlaubt nun nicht einmal mehr das Geräusch des Beifall-Klatschens. Das stürmt danach herbei: Wenn sich die reglos Lauschenden wieder beginnen zu bewegen. Im Spiel zwischen Stille und Klang können wir die nonverbale Sprache der Schöpfung nachvollziehen. Im Anfang war das Wort. Im Anfang ist der Klang. Ich Bin. In der Stille. Ich bewege mich: A-U-M.